Mein inzwischen schon ein paar Jahre zurück liegendes Mineralogiestudium brachte mich das erste Mal in eine Dunkelkammer, um Filme einer Röntgenstrukturanalyse zu entwickeln. Von (Analog-)Fotografie hatte ich zu der Zeit noch wenig Ahnung.

Die Filmentwicklungen zu Hause habe ich immer ohne DuKa hinbekommen, da ich den Film in zwei übereinander gezogenen schwarzen Müllsäcken in die Entwicklerdose bringen konnte. Das gestrige Projekt zwang mich aber dazu mich endlich den Schritt zu gehen und mein Badezimmer mit Hilfe von Molton und Klebeband in tiefstes Dunkelheit zu tauchen, und mich meinem Jugendtraum eines eigenen Labors etwas näher zu bringen. Aber ich muss etwas ausholen.

Vor einigen Wochen baute ich zusammen mit meiner Kollegin und besten Freundin Ina eine Lochbildkamera. Wir dachten lange über verschiedene Varianten nach, die Streichholzschachtelkamera hatte es uns anfangs sehr angetan, entschieden uns dann schlussendlich doch für das klassische Pappmodell in 9×13. Beim ersten Anlauf benutzten wir für die Rückseite Pergamentpapier, und erschufen uns so eine Mattscheibe. Aber durch das wirklich kleine Loch war es sehr schwer mehr als nur scherenschnittartige Bilder, und diese auch nur gegen die Sonne, zu erkennen.

Gestern ersetzten wir dann das Rückteil unserer Pappkamera durch einen undurchsichtigen Deckel, in den wir Fotopapier legten (jetzt macht auch die 9×13 Sinn^^) und mit zwei bis fünf Schichten Gaffer-Tape fest mit der restlichen Kamera verklebten, bis alles lichtdicht war.

Die Belichtungszeit versuchte ich anfangs zu berechnen, war aber nicht in der Lage rauszufinden, welche Lichtempfindlichkeit unser Fotopapier hatte. Nach einem educated guess starteten wir mir 15 Sekunden Belichtungszeit, was sich im Nachhinein als +/- die richtige Zeit herausstellte.

Das Papier entwickelten wir – ihr denk es euch vermutlich schon – in Caffenol. Fixierer habe ich inzwischen in Pulverform in einer Großpackung zu Hause, um mir bei Bedarf welchen anrühren zu können. Vom Ergebnis war ich wirklich überrascht. Nicht nur, dass die Caffenol-Entwicklung beim Papier um Größenordnungen besser funktionierte als bei den Filmen, die Fotos waren auch extrem scharf und detailreich. Mit einer simplem Pappkamera, die insgesamt keine 3 € gekostet hat.

Aus Gründen entschieden wir uns bei der Wahl des Papiers für „normales“ Foto- und gegen Direktpositivpapier. Somit hielten wir nach der Entwicklung zunächst ein papiernes Negativ in Händen. Um auch ein Positiv zu erhalten, machten wir einen Nassabklatsch / Kontaktabzug (an dieser Stelle noch mal ein großes Dankeschön an die zahlreichen Tipps und Ratschläge, die ich im Vorfeld von einigen, lieben Menschen erhalten habe). Nach der großen Begeisterung über das Negativ, war die Qualität des Positivs erschreckend viel schlechter. V.a. die Kontraste litten stark. Über eine Belichtungsreihe konnten wir den Abzug noch etwas verbessern, aber für mehr als Demonstrationszwecke würde ich dieses Verfahren nicht einsetzen. Vermutlich hat die Kombination aus Caffenol und dem Trägermaterial Papier, statt wie bei (Negativ-)Filmen Zelluloid, die Kontraste zu sehr abgesenkt. Vielleicht muss ich die Entwicklungszeiten auch noch etwas anpassen.

Hier dann auch die Ergebnisse:

Als erstes fotografierten wir die Straße, mit Ina als Modell relativ in der Mitte. Die „Beule“ an der Seite des Bildes ist einem kleinen Konstruktionsfehler der Kamera geschuldet, weil der Deckel etwas zu klein geraten ist und somit die Pappbox verbeulte. Das Bild hab ich im Compi einmal quick&dirty invertiert, damit man etwas besser erkennen kann, wie gut die Kamera an sich funktioniert. Für die Kontaktabzüge machten wir drei verschiedene Belichtungen.

 

Das zweite Bild machten wir um sicher zu gehen, dass die schlechte Bildqualität der Abzüge nicht daran liegt, dass der Entwickler evtl. schon abreagiert ist. Unsere Kamera hatte bis dato schon ein wenig vom ganzen mit Tape lichtdicht machen und dieses wieder abfriemeln schon etwas gelitten, wodurch eine zweite Beule entstanden ist. Wie gesagt, Prototyp. Die Kontaktabzüge machten wir mit vier verschiedenen Belichtungszeiten, beim letzten Bild legten die Fotopapiere beim Kontaktabzug anders herum aufeinander, wodurch es im Vergleich zu den anderen gespiegelt ist. Den besten Abzug erhielten wir, als wir mit einem Baustrahler für 7 Sekunden (Abstand Fotopapier – Lampe ca. 50 cm) belichteten.

Trotz der verhältnismäßig schlechten Bildqualität des Positivs bin ich alles in allem sehr begeistert und weiß jetzt, was meine nächsten Schritte sein werden. Ein großer Unterschied zwischen Papier- und Filmentwicklung war die Zeit. Die Filme habe ich bisher (nach Anleitung) 15 Minuten lang entwickelt. Bei den Papierbildern konnten wir den Entwicklungsvorgang beobachten, sie waren nach ca. 5 Minuten fertig. Ich hab keinerlei Ahnung, wie sich Trägermaterial und Zusammensetzung der Fotoemulsion auf die Entwicklungsdauer auswirkt, aber die Entwicklungszeit  ist auf jeden Fall ein Faktor, den ich mir bei den nächsten Filmentwicklungen genauer ansehen und nach Möglichkeit optimieren werde. Möglicher Weise kann ich so die bei den Filmen auftretende extreme Braunfärbung etwas verringern, aber evtl. werde ich dort auch mittelfristig vom Caffenol Abstand nehmen. Ich finde es großartig meine Chemikalien aus einfachen Mitteln selbst zusammen zu mischen, aber wenn es nicht funktioniert (was mir von einem erfahrenen Analogfotografen zugetragen wurde), möchte ich auch nicht unnötig lange daran festhalten. Für die Papierentwicklung würde ich es nach meinem derzeitigem Erfahrungsstand auch weiterhin benutzen. Als zweites möchte ich an der Lochbildkamerafront weiter kommen und statt Fotopapier auch hier mit Filmen o.ä. arbeiten. Und zuletzt bleibt da noch „richtige“ Abzüge von Negativen zu machen. Der verregnete Herbst kann also kommen, damit ich nicht die schönen Sonnentage in Dunkelheit verbringen muss.