Nachdem ich in Lesbos war und viele Menschen ihre bewegenden Geschichten mit mir teilten, wuchs in mir der Wunsch, etwas gegen die Anonymisierung der Geflüchteten zu unternehmen. Darüber hinaus dürfen wir über unsere alltäglichen Probleme und Freunden hinweg nicht vergessen, was an den Außengrenzen Europas geschah und immer noch geschieht.

Gestern vor einem Jahr brannte das Lager Moria nieder. Was ist passiert seitdem? Hat sich die Situation der Geflüchteten seitdem verbessert? Es ist erschreckend, wie wenig sich seitdem getan hat, aber noch mehr, wie wenig darüber gesprochen wird.

Schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt im Prozess meines Projektes VSBL entstand in mir der Wunsch die Portraits in den öffentlichen Raum zu bringen. Um verschiedenste Menschen anzusprechen. Das Thema der europäischen Außengrenzen und den untragbaren Zuständen in den dortigen Geflüchtetenlagern in den Köpfen der Menschen zu halten. Um verschiedenste Menschen anzusprechen, auch diejenigen, die sich von sich aus vielleicht nicht so sehr mit dem Thema auseinander setzen würden.

Es freute mich sehr, dass ich dafür vor einigen Wochen eine Förderung der Stiftung für Kulturelle Weiterbildung und Kulturberatung, sowie Senatsverwaltung für Kultur und Europa – Berlin im Rahmen des Open Call Draussenstadt erhielt.

Diese Woche ist es endlich soweit. Mit einem, mit Beamer, Leinwand, portablem Strom und Bluetooth-Box bepackten Fahrradanhänger, fahre ich sechs Abende lang quer durch Berlin, suche belebte Orte auf und zeige meine Installation. Seit zwei Abenden bin ich unterwegs. Ich war im Mauerpark, Humboldthain, Ostkreuz, Treptower Park, an der Wagenburg Lohmühle, dem Tuchollaplatz, der Kulturbrauerei und am Rosenthaler Platz. Vier weitere Abende folgen noch, und schon jetzt freue ich mich sehr über die ersten Reaktionen und Begegnungen. Viele Menschen bleiben stehen, einige sagen, dass es sie berührt. Ein kleiner Junge fragte mich aus: wo überall Krieg sei, wo die Menschen herkommen, was sie machen. Ein Obdachloser blieb lange stehen und betrachtete die Portraits. So verschiedene Menschen, die ich (sicherlich auch nicht vorurteilsfrei) nicht im Museum erwartet hätte, kurzum: Kunst gehört auf die Straße, in den öffentlichen Raum.

Für alle interessierte, auf der Seite von Draussenstadt findet ihr unter „VSBL“ alle Termine, noch aktueller ist es über mein Instagram-Profil, dort schreibe ich immer wo ich grade stehe und / oder was die nächste Station sein wird.

Tourplan:

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