Vor einiger Zeit bekam ich eine analoge Hasselblad 1000F, eine Mittelformatkamera aus den 50er Jahren, zusammen mit einer Dunkelkammerausrüstung geschenkt. Anfangs etwas überfordert, gesellte sich ein Belichtungsmesser (Lunasix 3) hinzu, wodurch ich mich langsam nicht mehr ganz so orientierungslos durch die analoge Welt bewegte.

Was mich weiterhin lockte war das Entwickeln. Und nachdem ich den ersten Film erfolglos verschossen hatte (man glaubt gar nicht, wie kompliziert es sein kann einen Film richtig einzulegen), beschloss ich völlig unwissenschaftlich an allen Schrauben gleichzeitig zu drehen. Bestellte mir Entwicklungschemikalien, verschiedene Filme und nahm neben der Hasselblad noch die alte Agfa Clack (+/- 1960) meiner Mutter ins Experiment mit auf.

Die Entwicklung des ersten Films (mit der Hasselblad aufgenommen) funktionierte erstaunlich gut. Zwei übereinander gezogenen schwarze Müllsäcke ersetzten die Dunkelkammer, um den Film sicher vor Licht geschützt auf die Spule zu wickeln und im lichtdichten Tank zu verstauen. Meine Freude war groß aber es vergang fast ein Jahr, bis ich den nächsten Film (diesmal mit der Agfa Clack) verschossen und bereit zur Entwicklung hatte.

Film aufgespult und alle Chemikalien bereit gestellt, fiel mir recht bald auf, dass der Entwickler nach der Zeit vermutlich nicht mehr gut ist. Warten wollte ich *natürlich* nicht, aber das Internet wusste wie so oft eine Lösung: Filmentwicklung mit Caffenol (=Kaffeesäure). Dieses lässt sich sehr einfach aus Kaffee, Soda und Ascorbinsäure zusammenrühren und ersetzte den Entwickler (und nein, das ist dann nicht „ohne Chemie“, oder gar ein „Bio-Entwicker“, wie es in manchen Blogposts so schön heißt, man hat die Chemie nur einfach selbst gemacht 😉 *Klugscheißermodus of* ). Auch hierbei erhielt ich ein Ergebnis. Im Vergleich zum konventionellen Entwickler war der Film wenig kontrastreich und hatte einen starken Grauschleier, dem man, wie ich nachlas, mit der Zugabe von ein wenig Kaliumbromid entgegenwirken kann.

Mit der Agfa Clack hatte ich zwei Filme verknipst, also beschloss ich den zweiten (von einem anderen Hersteller) mit durch KBr verbesserter Rezeptur zu entwickelt. Dies tat ich, und war angetan. Zwar noch nicht beim perfekten Ergebnis angelangt, schien ich mich grob in die richtige Richtung zu bewegen.

Ein wenig Recherche im Internet brachte mich zur 124-Seiten starken Caffenol-Bibel, die ich jedem, der sich weitergehend mit dem Thema beschäftigen will nur wärmstens ans Herz legen möchte. Viele Informationen die ich bis dahin gefunden hatten waren ungenau, unzureichend oder verwirrend. Und auch mein Post hier soll nur eine Richtung weisen und für mich selbst eine Gedankenstütze sein.

Anders als bei meinen bisherigen Rezepten, wurden hier die Zutaten mit Gewichts- statt Volumenangaben versehen, wodurch präziseres Arbeiten möglich war. Auch die Mengenverhältnisse unterschieden sich stark. Ich habe mich an dem Caffenol-C-H-Rezept orientiert, allerdings nicht gekippt (weil das mit meiner Entwicklerdose nicht geht), sondern geschwenkt und das auch nur 1 mal pro Minute, da der Film komplett im Caffenol steht.

Erstaunlicher Weise waren die Ergebnisse mit dem der vorherigen Π-mal-Daumen-Entwicklung vergleichbar.

Ich werde also weiter experimentieren.

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Für nachahmungsfreudige, hier in Kurzfassung mein Rezept, ganz leicht anhand der Kommentare abgeändert vom Caffenol-C-H-Rezept aus dem o.g. Buch:

  • 1 l Wasser
  • 40 g lösliches Kaffeepulver (natürlich nicht von Nestlé 😉 )
  • 52 g Soda (Natriumcarbonat, gibts beim dm)
  • 16 g Ascorbinsäure (= Vitamin C, Zitronensäure ist was anderes, gibts auch beim dm)
  • 2 g Kaliumbromid (im Internet hab ich das kg für ca. 16 € bestellt, in der Apotheke kosteten 100 g 22 €. Hab mehr als genug, schreibt mich an, wenn jemand was haben möchte.)
  • Fixierer

Beim ersten Film hab ich diesen vor der Entwicklung für 5 Minunten gewässert. Das Wasser war danach sehr grün, es wurde also irgendwas rausgelöst? oder ich weiß nicht, auf jeden Fall war mir das zu unsicher und ich hab es danach sein gelassen.

Checkt vor dem ersten Versuch euer Soda bzgl. des Wassergehaltes, damit die Mengenverhältnisse stimmen!

Wie auch im Originalrezept zu lesen, habe ich Kaffee und Soda getrennt voneinander gelöst. Wichtig hierbei lang genug zu warten und zu rühren, bis sich wirklich alles gelöst hat. KBr und Vitamin C habe ich zur Kaffee-Lösung gegeben, und als letzten das gelöste Soda dazu.

Die Lösung wird tiefschwarz und es riecht etwas unangenehm nach Aquarium. Aber es ist auszuhalten.

Kurz warten und rühren, bis keine Bläschen mehr aufsteigen o.ä.

Timer auf 15 Minuten, ab in den Tank mit der Lösung. Diesen ein paar mal auf den Boden klopfen, damit sich eventuelle Luftblasen lösen und gut schwenken (ca. 5 Sekunden). Das dann ein Mal pro Minute wiederholen. Nach Ablauf der 15 Minuten entleeren, 5 mal waschen und 5 Minuten fixieren (inkl. minütlichem Klopfen und Schwenken). Film aufhängen, trocknen lassen, fertig.

1 thought on “Filmentwicklungs-Versuchsküche mit Caffenol

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