I <3 MY BIG SISTA stand auf dem Shirt desjenigen, der uns die Karten für die Fähre verkaufte. Boarding ab 18 Uhr, Abfahrt um 19 Uhr, drei Stunden später, also um 21 Uhr [sic!] seien wir in Malekula, hieß es. Big Sista, der Name der hiesigen Fährcompany zauberte jedem ein Lächeln aufs Gesicht. Wir waren selbstverständlich eine halbe Stunde zu früh am Anleger, da das Schiff nur wöchentlich fuhr. Ein paar Leute waren schon vor uns dort, unter anderem mit einem vor sich hin quiekendem Schwein im Gepäck.

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Hier gibt es so eine Sache mit den Schweinen. Vor allem zu früheren Zeiten, war das wertvollste was ein Mann haben konnte, seine Schweine. Inklusive seiner Frau. Die Macht / Stärke eines Mannes bemaß sich darin, wie viele Schweine er getötet hatte, was vor allem bei Zeremonien zu regelrechten Massenabschlachtungen führte. Aber zurück zur Fähre.

Es gibt hier ein eigenes System, das wir nicht ganz durchblickten, aber nachdem die Fähre ankam, gingen alle von Bord, um dann wieder an Bord zu gehen (mehrfach), um ihr Gepäck zu holen. Da jeder ein eigenes Tempo hatte zog sich das Spiel hin, was dazu führte, dass auch die inzwischen vom Warten müden neuen Passagiere (uns eingeschlossen) an Bord wollten, wodurch das Durcheinander noch größer wurde. Das Einsteigen war nicht einfacher, man durfte an Bord (ohne Gepäck), um sich einen Platz zu sichern, um dann wieder von Bord zu gehen, um dann (in beliebig vielen Etappen) sein Gepäck zu holen und im Anschluss dann wieder von Bord zu gehen, um beim erneuten Einstieg seine Fahrkarte zu zeigen. Da in unserem Falle aber ein gewaltiger Regensturz dazwischen kam, blieb zwischen dem 2. und 3. Ein- und Aussteigeschritt ein Teil der Passagiere einfach an Bord, wodurch am Ende nur die Hälfte sippelnass war, als ausnahmsweise unter großen Disziplinarermahnungen eines Crew-Mitglieds die Karten kontrolliert wurden. Gegen 21 Uhr (für uns hier schon längst Schlafenszeit) ging die Fahrt dann endlich los, und nach endlosem Schaukeln und dem Versuch irgendwie auf den Plastikstühlen zwischen dem ganzen Gepäck zu schlafen, trafen wir gegen halb zwei nachts in Lits Lits auf Malekula ein.

Es war dunkel und still. Überhaupt fiel uns schon oft auf wie leise es hier ist. Sei es auf dem Markt, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder sonst wo. Hier wird nicht laut diskutiert und geschrien. Im Gegenteil, das Miteinander ist zurückhaltend, sehr leise aber trotzdem überaus hilfsbereit.

Am Anleger gab es ein paar Trucks und wir beeilten uns eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Leider gab es zwischen Müdigkeit und Übersetzen in eine der vielen Sprachen die hier gesprochen werden ein Missverständnis und wir wurden nicht in den nächsten (und im Norden größten) Ort Lakatoro, sondern ein ganzes Stück weiter, nach Norsup, gebracht. Eine Unterkunft hatten wir vorher nicht gebucht, und die zu der wir gebracht wurden (und dessen Besitzer unseretwegen um inzwischen vll halb drei geweckt wurde) war ausgebucht. Von allen Seiten herrschte Ratlosigkeit, aber einer unserer Mitreisenden (wir waren 8 Leute und ein Kind im Pickup) bot uns an, mit zu ihm nach Haus zu kommen. Wir waren unendlich erleichtert und gegen drei lagen wir dann auch in einer kleinen Hütte auf dem Boden und konnten noch zwei Stunden Schlaf bekommen, bevor die Hähne anfingen zu krähen. Als wir aufstanden fanden wir uns mitten in einem typischen Dorf / Häuseransammlung wieder, wie es uns hier noch häufiger begegnen sollte, auch wenn in diesem Falle auch die Kirche mit auf dem Grundstück stand. Ein paar Hütten aus Holz und Palmenblättern, eine „Bushtoilette“, ein Regenwassertank, der obligatorische Mangobaum und ein paar Hühner waren verteilt um einen Platz, der umgeben von dichtem Bush war. Nach einem Frühstück gingen wir zurück zur Straße und fanden auch schon sehr bald einen Truck, der uns mit zurück nach Lakatoro nahm. Angekommen.